RADIO GUGGACH ist ein dreijähriges soziales Nachbarschaftsprojekt der tschechischen Künstlerin Kateřina Šedá für das Areal Guggach III, dessen Ziel es ist, die Bewohner*innen des GUGGACH-Quartiers miteinander bekannt zu machen. Der mobile Radiosender soll eine Brücke zwischen Alt und Neu bilden – zwischen den Menschen, die schon lange hier leben, und denen, die erst hierherziehen. Alle können bei Radio Guggach mitmachen, können Mitwirkende und Zuhörer*innen zugleich sein und das Radio Programm mitgestalten.
Wenn Sie einen interessanten Tipp, eine Geschichte oder etwas anderes über dieses Quartier und das Leben hier zu erzählen haben oder wenn Sie mehr über Radio Guggach wissen wollen, melden Sie sich bei:
Unser Radiomobil steht noch bis zum 10. November auf dem Pausenplatz der neuen Schule Guggach. Danach geht es in Winterpause und wird im Frühling wieder auf dem Areal platziert werden.
Radio Guggach
Ein Nachbarschaftsprojekt von Kateřina Šedá
2022—2025
Haltestelle RADIOSTUDIO. Eine Region, in der in ein neues Viertel entsteht. Sie erinnert mich nicht nur an die Leere, die sich nach dem Verschwinden eines lieben Menschen auftut, sondern auch daran, wie ich mich, als ich selbst in so einer Situation war, damit zurechtfand.
Meine Großmutter hinterließ nach ihrem Tod einen Hund. Die beiden hatten all ihre Zeit gemeinsam verbracht. Der Hund sehnte sich nach ihr, wollte nicht mehr fressen und ließ uns keine Ruhe: Er jaulte, winselte und klagte – und ich hatte die Idee, den Radiosender aufzudrehen, den meine Großmutter immer gehört hatte. Das tat ich, und der Vierbeiner glaubte wohl, dass Großmutter wieder zurückgekommen war, denn er verhielt sich wie zuvor. Wir ließen das Radio fünf Jahre lang laufen und die beiden waren dadurch wieder vereint.
An dem Ort, wo sich vor ein paar Jahren noch die Familiengärten ausdehnten und wo in der Brache Guggach verschiedenste Aktivitäten möglich waren, entsteht ein neuer Park. Er soll die Alteingesessenen, die bestehende Bebauung und die Gärtner*innen verbinden. Das Areal Guggach entsteht nämlich an einem Ort, an dem die Menschen einander kennen und ihre Lebensgeschichten spielen sich in der unmittelbaren Nachbarschaft ab. Die Zäune waren niedrig und hatten eher die Funktion von Vogelscheuchen; die Menschen hatten ähnliche Interessen. So bin ich auf die Idee gekommen, an dieses Verhalten anzuknüpfen und das gesamte Viertel auf dieselbe «Frequenz» einzustellen. Durch einen Radiosender.
Ein Umzug in eine neue Umgebung bedeutet große Veränderungen und stellt einen Einschnitt in das bisherige Leben dar. Die Menschen befinden sich in einer ganz neuen Welt, die Dinge funktionieren nicht mehr nach den alten Regeln, die Orientierung macht Probleme. Neubauten sind auch für die bestehende Umgebung ein Stressfaktor – sie bedeuten Lärm, eine Veränderung der gewohnten Umgebung und eine neue Nachbarschaft. Diese Dinge führen oftmals zu einer noch größeren Abschottung auf beiden Seiten. Das Nachbarschaftsradio ist ein gemeinsames Projekt, das die Nachbar*innen miteinander verbinden soll. Für die neu Zugezogenen funktioniert es wie ein Schlüssel zu ihrem neuen Wohnort, es soll sie durch die neue Umgebung führen und ihnen helfen, hier Wurzeln zu schlagen und sich zu Hause zu fühlen. Die alteingesessenen Bewohner*innen hingegen können herausfinden, wer in der neuen Nachbarschaft wohnt, und dass es zwischen ihnen und den Neuen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt.